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Behalten Sie Ihre Liquidität im Blick: So sichern Sie Ihre finanzielle Souveränität

Von Volkmar Helfrecht

Volle Auftragsbücher und Gewinne sind keine Garantie für unternehmerischen Erfolg. Entscheidend ist, dass auch die Liquidität passt, dass Sie also ausreichend flüssige Mittel haben, um Ihre Verbindlichkeiten erfüllen zu können. Als Unternehmer sollten Sie daher nicht nur die Ertragssituation, sondern auch Ihre Liquidität im Blick haben.

1. Das „ Finanz-Cockpit“ gibt Ihnen Überblick über die aktuelle Situation

Sie sollten jederzeit wissen, wie es um die aktuelle liquide Situation Ihres Unternehmens steht. Das brauchen Sie, um dessen Entwicklung nachvollziehen und in Ihren täglichen Abwägungen berücksichtigen zu können.

Ideal ist ein „Finanz-Cockpit“, zum Beispiel in Ihrer ERP-Datenbank oder Buchhaltungs-Software, das die wichtigsten Liquiditäts-Werte darstellt. Haben Sie das nicht, sollten Sie zumindest eine entsprechende Excel-Tabelle anlegen. In dieser pflegen Sie täglich die Kontostände, die ausstehenden Forderungen sowie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ein. Auch die mit Ihren Hausbanken vereinbarten Kreditlinien und geldnahen Vermögenswerte wie veräußerbare Wertpapiere führen Sie dort auf. Weiterhin listen Sie Ihre täglichen oder wöchentlichen Kontostände der vergangen drei Jahre auf.

Anhand von Grafiken sind so ein schneller Überblick auf der einen Seite und ein Vergleich mit historischen Finanzdaten auf der anderen Seite möglich. Durch die regelmäßige Beschäftigung mit Ihrem „Finanz-Cockpit“ erhalten Sie zudem ein Gespür für Trends in Ihrem Unternehmen.

2. Mit dem Bankenspiegel haben Sie Überblick über Ihre Verbindlichkeiten

Neben Ihren Kontoständen sollten Sie auch eine Übersicht über Ihre Verbindlichkeiten pflegen. Hier führen Sie die einzelnen Darlehen mit dem entsprechenden Fremdkapitalgeber auf und notieren Ursprungsbetrag, Restschuld, Zinssatz, Fälligkeitsbetrag und -datum. Weiterhin ist ein Vermerk zum Verwendungszweck und zu den gewährten Sicherheiten der einzelnen Darlehen zweckmäßig.

Diese Übersicht verdeutlicht Ihnen, ob und wann die Rückzahlung von Darlehen zu Liquiditätsengpässen führen könnte. Außerdem kann Ihnen diese Auflistung bei der Kreditbeschaffung und Verhandlung mit Banken dienlich sein.

3. Die Liquiditätsplanung ist das wichtigste Steuerungselement

Wichtigstes Instrumentarium für Ihren finanziellen Überblick ist der Liquiditätsplan. Während die Ergebnisplanung ermittelt, welches Jahresergebnis auf Basis Ihrer Planung im nächsten Jahr zu erwarten ist, betrachtet Ihr Finanzplan, wie sich Ihre liquiden Mittel in der Planungsperiode ändern. Letztendlich ist es der Blick in die Zukunft, ob Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. Und somit die Frage, ob Ihre qualitativen Ziele, die Sie geplant haben, auch finanzierbar sind.

 

Liquide Mittel zu Beginn der  Planungsperiode (z.B. nächstes Geschäftsjahr)
+     geplante Einzahlungen innerhalb der Periode
- geplante Auszahlungen innerhalb der Periode
= liquide Mittel am Ende der Periode

 

Um die Planung übersichtlicher zu machen: Führen Sie die Einzahlungs- und Auszahlungsströme einzeln auf, also etwa Auszahlungen an Beschäftigte oder an Lieferanten. Und gliedern Sie nach Zahlungsströmen: laufende Geschäftstätigkeit, Finanzierung und Investitionen – eine Unterteilung, die auch bei der Cashflow-Ermittlung (Einzahlungen minus Auszahlungen) üblich ist.

Bei den meisten Unternehmen hat es sich als praktikabel erwiesen, diesen Finanzplan in Monatsabschnitten aufzubauen. Zudem sollten Sie mit drei Werten arbeiten: dem Soll-Wert, also dem Ziel, das Sie sich gesteckt haben, dem Ist-Wert, was sich tatsächlich ereignet hat, und dem Wird-Wert (Prognose-Wert), also was nach aktuellem Stand wahrscheinlich eintreten wird. Die vergangenen Monate zeigen Ihnen mit Soll- und Ist-Wert, ob Sie Ihre Zwischenziele im Finanzbereich erreicht, überschritten oder unterschritten haben. Die künftigen Monate führen hingegen die Wird- und Soll-Werte auf. Sie machen Ihnen deutlich, was voraussichtlich eintreten wird, inwieweit diese Werte von Ihrem Ziel abweichen und ob Sie gegensteuern müssen.

Die Finanz- und Ergebnisplanung ist die Basis, um ein Unternehmen zu steuern, qualitative Ziele mit quantitativen Werten zu unterfüttern oder auch eine wirksame Kontrolle zu ermöglichen. Für jedes Unternehmen, egal wie groß, ist es ein Muss, diese Planung mindestens für ein Jahr im Voraus zu erstellen. Ergänzen sollten Sie es um eine mittelfristige Finanzplanung für die nächsten drei oder vier Jahre. Hierbei reicht eine Quartalsberechnung aus. Diese mittelfristige Planung hilft Ihnen unter anderem dabei, Ihre unternehmerischen Periodenziele auf Realisierbarkeit zu prüfen.

Im Übrigen schätzen es auch die Banken sehr, wenn sich Unternehmen mit ihrer Liquidität beschäftigen. Denn letztlich zeigt eine umfassende Finanz- und Ergebnisplanung, dass sich die Verantwortlichen mit allen Bereichen Ihres Unternehmens gründlich auseinandersetzen, angefangen von der Absatz- beziehungsweise Umsatzplanung bis hin zur Produktions-, Personal-, Marketing-, Kredit- und Investitionsplanung, um nur einige Beispiele zu nennen.

4. Mit dem Net Working Capital schaffen Sie sich liquide Freiräume

Eine weitere Maßnahme, um die Liquidität des Unternehmens zu verbessern und dadurch mehr Handlungsspielraum zu erhalten, ist die Optimierung des Net Working Capitals (Umlaufvermögen abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten und Kontoguthaben) durch vorteilhafte Änderung der Zahlungsströme. Möglichkeiten:

1. Reduzieren Sie Ihre Forderungen, etwa durch zeitnahe Rechnungsstellung, ein funktionierendes Mahnwesen und verkürzte Zahlungsziele. Oder lagern Sie das gesamte Forderungsmanagement mit Factoring aus.

2. Reduzieren Sie Ihre Lagerbestände. Prüfen Sie, ob Sie Ladenhüter forciert abverkaufen oder Ihr Leistungsangebot sinnvoll reduzieren können. Versuchen Sie, durch verbesserte Absatzplanung Überkapazitäten bereits im Vorfeld zu verhindern. Und prüfen Sie Ihre Produktionsprozesse, durch welche Maßnahmen sich die Durchlaufzeiten verkürzen lassen.

3. Nutzen Sie Zahlungsziele Ihrer Lieferanten unter Berücksichtigung von Skonti. Eventuell lassen sich durch Verhandlungen mit Ihren Partnern die Zahlungsmodalitäten verbessern.

Bedenken Sie dabei aber, dass es sich bei der Optimierung des Net Working Capitals um ein sensibles Thema handelt. Überziehen Sie nicht – zu einem Unternehmen, das Nutzen bietet und Werte lebt, gehört es, auch in finanziellen Angelegenheiten ein verlässlicher Partner zu sein.

Klarheit und konkrete Maßnahmen für Ihr Finanzmanagement

Um die finanzielle Souveränität Ihres Unternehmens geht es auch beim HelfRecht-Intensivtraining „Fit in Finanzen“: Hier beschäftigen Sie sich unter anderem intensiv mit Ihrer Finanz- und Ergebnisplanung. Sie verschaffen sich einen klaren Überblick über Ihre finanzielle Situation. Und sie entwickeln ein individuelles Maßnahmenpaket, wie Sie Ihre Finanzen künftig noch besser steuern und gestalten.

Interessiert? Hier geht´s zu den Planungstage-Infos.

Wir sind gerne telefonisch für Sie da: +49 / 09232 / 6010. Oder schicken Sie uns eine E-Mail.

Zum Autor:
Volkmar Helfrecht ist Vorstand der HelfRecht Unternehmerische Planungsmethoden AG

E-Mail an Volkmar Helfrecht

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