Blog

Know-how, Anregungen, Tipps und Checklisten

Kommunikation will gelernt sein: So wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Zwei Menschen sitzen sich im Restaurant gegenüber. Beide tippen in ihr Smartphone: Kommunikation! Sie kommunizieren, aber nicht miteinander. Nehmen sich im Hier und Jetzt nicht wahr.

Wir hatten noch nie so perfekte Kommunikationsinstrumente und haben noch nie so wenig miteinander geredet. Oft senden wir aneinander vorbei. Mails, SMS, WhatsApp, … Kontaktmenge und Geschwindigkeit wachsen ständig. Was aber dabei oft auf der Strecke bleibt, ist das persönliche Gespräch, das einander Zuhören und vor allem der Austausch von Argumenten.

Bei meiner Tätigkeit als Dozent an den Universitäten Erlangen und Hof stelle ich diese „Sprachlosigkeit“ inmitten des Kommunikations-Gewitters verstärkt fest. Als Kabarettist und Bühnenautor spüre ich aber auch die Sehnsucht von uns allen: Wir wollen zuhören, wollen uns austauschen. Und dabei gibt es ein Geheimnis, das bereits Jean Paul auf den Punkt brachte: „Sprachkürze gibt Denkweite.“

Wir sehnen uns alle nach echtem Gespräch, Austausch und danach, angenommen zu werden. Und in all der Beschleunigung beobachte ich bei meinen Studenten und Seminar-Teilnehmern vermehrt, dass sie sich selbst aus den Augen verlieren. Alles ist wichtiger als sie selbst. Die Folge: Die eigene Leistungskurve sinkt, die Energiequellen sind verschüttet, der Spaß am Tun lässt nach, Erfolg bleibt aus.

Und das Tollste: Sie steuern mit Ihrem Denken Ihren Erfolg! Der Erfolg, Ihr Erfolg, beginnt in Ihrem Kopf.

Botschaften werden von den Empfängern individuell interpretiert

Hinweisen möchte ich Sie in diesem Zusammenhang noch auf das Kommunikationsmodell nach Stuart Hall:

Sender → codierte Nachricht → Empfänger

Stuart Hall, dem britischen Soziologen, war dabei wichtig, dass ein Kommunikator (Sender) nicht einfach eine sachliche Botschaft vermittelt, die von jedem Empfänger identisch verstanden wird. Er entwickelte 1977 sein Modell, dass der Sender einer Botschaft diese stets mit einer (seiner) Bedeutung versieht (codiert). Der Empfänger wiederum interpretiert (decodiert) die Bedeutung der Botschaft individuell (abhängig von vielen Variablen) – und möglicherweise ganz anders, als sie vom Urheber gemeint war. Das sollte der Sender wissen und berücksichtigen. Und wie geht es weiter im Modell? Der Empfänger versteht die Nachricht und sendet seinerseits – wird also zum Sender und sein Gegenüber zum Empfänger.

Jede Botschaft hat unterschiedliche Bedeutungsebenen

Schulz von Thun hilft uns mit seinem Kommunikationsquadrat“, den Code besser zu verstehen. Nach seinem Modell hat jede Botschaft vier Ebenen: die Sachebene, die Selbstoffenbarungsebene, die Beziehungsebene, den Appel.

Ein Beispiel: Die Führungskraft ist gerade auf dem Weg in den Feierabend, da begegnet sie einem ihrer Mitarbeiter, der heute Überstunden macht. Dieser gibt der Führungskraft folgendes mit auf dem Weg: „Ich werde heute wohl die Nacht durcharbeiten, um das Projekt fertigzustellen.“

Der Sachinhalt ist hier eindeutig: Der Mitarbeiter hat vor, heute sehr lange zu arbeiten, um seine Arbeit zu vollenden. Aber die anderen Ebenen wurden nicht näher erläutert und bieten nun viel Interpretationsspielraum.

Der Mitarbeiter wollte seinem Chef folgendes mitteilen:

  • Selbstoffenbarungsebene: Ich bin ein Leistungsträger.
  • Beziehungsebene: Mit mir haben Sie einen Mitarbeiter, auf den Sie sich verlassen können.
  • Appell: Sprich mir die Anerkennung aus, die ich verdiene.

Bei der Führungskraft ist zwar die Sachebene identisch encodiert worden, aber die drei anderen Ebenen interpretiert sie vollständig anders:

Selbstoffenbarungsebene: Ich bin überfordert.
Beziehungsebene: Sie geben mir zu viel Arbeit, die ich in der normalen Zeit nicht leisten kann, während Sie pünktlich in den Feierabend gehen.
Appell: Ich brauche heute Ihre Unterstützung. Sie müssen, wie ich, auf Ihren Feierabend verzichten.

Das nun folgende Gespräch steht unter keinem guten Stern.

Sie sehen, Kommunikation will gelernt sein, zumindest hinterfragt werden. Wichtig dabei: Fragen Sie aktiv nach, bevor Sie anfangen zu interpretieren, was Ihr Gegenüber gemeint haben könnte. Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun kann Ihnen dabei gute Dienste leisten.

Zum Autor:
Klaus Karl-Kraus ist Dozent, Kabarettist, Bühnenautor und Leiter des HelfRecht-Trainings "Kommunikation und positives Denken".

Nächster Termin: 20. und 21. März im Kloster Waldsassen

Weitere Informationen zum HelfRecht-Training "Kommunikation und positives Denken"

Zurück